Die böse Gret

"Die böse Gret"

Was Margarete an Beweglichkeit einbüßte, glich sie gern durch ein loses Mundwerk und ausgedehnte Gespräche aus. Vor allem die Mutter hatte ihren Kampf mit ihr. Marie und Pauline waren sehr gehorsam und hätten es nie gewagt das Wort der Mutter in Zweifel zu ziehen. Die aufgeweckte Grete aber durchleutete gern was gesagt wurde und behauptete schon früh, durch manches Wiederwort, ihre eigene Meinung. Bei der Mutter hieß es dann schnell "die böse Gret". Nach den Kuren war Margarete auch innerlich gereifter und so noch aufmüpfiger, wenn es um Ungerechtigkeiten und Benachteiligung ging. Die paar Brocken Englisch die sie in der Fremde gelernt hat bringt sie wohlweislich dort an, wo keiner mehr etwas zu sagen hat. So behält sie stets das letzte Wort.

Die Schule

Die Schule fällt Margarete leicht, vor allem das Rechnen und das Lesen, sie lernt gern, ist von unglaublicher Auffassungsgabe und zielstrebig. Bei Wind und Wetter besucht sie die Schule (obwohl sie Krankheitsbedingt entschuldigt ist), wird von den Mitschülerinnen im Wägelchen den steilen Berg von der Ledergasse bis hoch zum Kirchplatz vor die Schule gezogen. Manchmal ist ihr Gespann so in Zeitnot, das man sie vor der Schule "vergisst". Die Lehrer sind streng und jedes zu spät kommen wird empfindlich bestraft. Geduldig wartet Margarete in ihrem Wägelchen bis sie dann ein Lehrer oder ein vorbeikommender Bürger in den Klassenraum trägt. Margarete besucht neben der Volksschule auch die Nähschule, sie ist es gewohnt nie alleine zu sein um so mehr geniest sie den Nähunterricht und die gemeinsame Arbeit im Kreis ihrer Freundinnen.

Ab 1857 fährt Fritz sie im Rollstuhl zur Schule, mit so manch schneller Fahrt genießt sie ihre neue Beweglichkeit, mit Fritz der den Rollstuhl lenkt und bremst.
Da der Eingang zu schmal für das Gefährt ist, schiebt man es unters Dach, damit es nicht vom Regen nass werde. Meist ist es der Musiklehrer der Margarete morgens in die Klasse zu Lehrer Gundler trägt auch, wenn es mal spät geworden war.

Das ärgerte den Lehrer etwas da sein Unterricht gestört wurde, aber nie hätte er Margarete deswegen geschlagen, er wusste ja sie konnte nichts dafür. Eigentlich sollte eine Nachbarin Margarete in die Klasse tragen, so wurde sie von Vater Steiff gebeten. Aber der Musiklehrer war häufig schneller.

Nach der Konfirmation müssen Marie und Pauline  die älteren Schwestern in die "Fremde" oder "in Stellung" gehen. Sie verlassen das Elternhaus und gehen in den Dienst zu wohlhabenden Bürgern.

In Giengen leitet Frau Schelling die Frau des Lehrers die Nähschule, hier möchte auch Margarete am Unterricht teilnehmen. Aber der Vater ist anfänglich dagegen da er ihr den eventuellen Misserfolg ersparen möchte. Marie und Pauliene ihrerseits beführten eine Blamage. Dennoch Mutter Steiff überredet schließlich den Vater, der dann doch die Einwilligung gibt. 1858 ist es dann so weit, Margarete besucht die Nähschule.
 
Im Frühjahr 1859 ist Marie die Erste die das Haus verlassen muss, sie soll bei einer Familie in Neresheim Kindermädchen werden, dabei ist sie mit 14 Jahren selbst kaum aus den Kinderschuhen entwachsen.
1860 ist auch für Pauline die Zeit des Abschieds gekommen, erst hilft sie Tante Appolonia in den Klingelmühlen, dann aber kommt sie in den Dienst zu einer "Richtersfamilie" nach Augsburg.  Zwei Jahre arbeiten die Schwestern in der Fremde auch um Mragarete weitere Kuren zu ermöglichen.

Das Leben der Familie Steiff ändert sich, es wird stiller und Margarete hat oft das Gefühl als müsste jeden Moment die Tür aufgehn und Marie oder Pauline kämen herein. Fritz und Margarete sitzen nun oft zusammen, das Band der Geschwister ist eng und der kleine Bruder versucht alles die trüben Gedanken zu zerstreuen. Auch für die Mutter ist es eine schwere Zeit, macht sie sich doch Sorgen was aus Margarete werden soll.
 
22. April 1860 Margarete wird frühzeitig konfirmiert sie ist noch keine 13 Jahre alt, Marie und Pauline kommen auf Urlaub. 

"Lass dir an meiner Gnade genügen;
denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig"
2. Korinther 12,9 
(Tauf und Konfirmationsspruch für Margarete Steiff)

Nach der Kirche geht es nach Hause, es wird reichlich aufgetafelt es gibt Spätzle und Linsen, Kartoffelsalat und einen schönen Braten den alle sichtlich genießen. Margarete wünscht sich bei diesem Anblick insgeheim das man immer so speisen könnte. Die täglichen Mahlzeiten sind wenig abwechslungsreich häufig gibt es nur Spätzle und Gemüse. Fleisch bekommen sonst nur die schwer arbeitenden Männer.

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Update 26. Januar 2024

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