Die Stoffe


Steiff, die Stoffe

In der ersten Zeit wurden vorallem Woll-Filz, Leinen (Nessel), aber auch Plüsch (Wolle/Baumwolle) und Samt verwendet. Später kamen Wollplüsch (mottensicher aus Nomottawolle) auch Baumwollplüsch hinzu. Beim Wollplüsch gibt es unterschiedliche Qualitäten, so kann er sich weich und fein gekräuselt, aber auch grob, hart oder dick (Noppen-Wollplüsch) anfühlen. Vor allem bei Lämmern wurde Wollplüsch verarbeitet. 
Wärend ihre Gesichter, Ohren und Beine noch aus Filz bestehen. Bei Ziegen, Rehbock und der einzigen Gams im Steiffprogramm nimmt man Leder für die Höhrner. Alles wurde möglichst gegen Motten gesichert. 

Wollmohair wurde in der Zeit um 1938 verwendet, dieser Stoff steht in Struktur und Länge zwischen Mohair und Wollplüsch. Er fühlt sich weich und langfaseriger als Wollplüsch an. 

Mit der Teddybärenära zog ein neues Material in die Frabrikation ein: Mohair. Mohair (seit 1820 in Europa/ veraltet Glanzplüsch) besteht aus Wolle der Mohair- bzw. Angoraziege (benannt nach der Stadt Angora heute Ankara), er fühlt sich weich und Fellähnlich an. Die Angoraziege kommt nur in drei Erdzonen nämlich in Südafrika, in der Türkei und in Texas (USA) vor. Der Rücken des Mohairs besteht immer aus einem Baumwollgewebe, das leicht und strapazierfähig gearbeitet ist. 1906 wird Mohair das erste mal als Glanzplüsch in einem Steiff Katalog erwähnt. Bereits 1901/02 bezieht Steiff das Qualitätsmohair der Firma Schulte (gegründet 1901) aus Duisburg, bis heute werden Steifftiere aus Mohair ausschließlich aus Schulte Mohair gefertigt.

Ab 1932 findet man auch Pressmohair bzw. Mohairplüsch gepresst, die Faser wurde so verpresst, dass sie glatt am Tierkörper anlag. Tiere aus diesem Material zeichnen sich durch einen seidigen Glanz und einen sehr weichen Griff aus.

 Paul Steiff (stehend) und 
Reinhard Schulte (auf Reitbär) 1908


Mohair

Mohair ist auch heute noch ein relativ teurer Stoff da die Wolle der Angoraziege immer noch importiert wird. Angoraziegen sind an mildes Klima angepasst, sie tragen kein grobes Deckhaar nur weiche, lange Unterwolle. Mohair ist ein strapazierfähiges Material das sich auch in einigen kurzen Qualitäten als Möbelstoff eignet.

Mit Sealskin (übersetzt Robbenfell) kam ein kurzflohriger, fellähnlicher Baumwollstoff in die Produktion. Vor allem Tiere aus der unteren Preisklasse wurden aus diesem Kurzplüsch gefertigt.

Ab 1897 wird vor allem für Reitbären, Rauplüsch (grober Stoff mit Stichelhaar) verwendet. Er ist sehr strapazierfähig, reißfest und um ein vielfaches billiger als Mohair. Weiterhin finden Baumwollsamt und Lammplüsch Verwendung. 

Im letzten Kriegsjahr (1918, 1. Weltkrieg) gehen die Stoffvorräte (Filz/ Mohair/ Samt) zur Neige, auch der steigende Wollpreis tut sein übriges. Man muss auf Ersatzstoffe zurück greifen, es finden Stoff wie Wollplüsch, Kurzplüsch, Nessel (Rohnessel auch Kattun), Krimmer (in Lockenoptik verarbeitetes Echthaar, vorallem für Pudel), "Cellstoffplüsch" auch Mohairplüsch Ersatz (Papierplüsch 1919 bis 1921) langfaserig bzw. "Zellwollfell".

Daneben gibt es auch ein Zellstoff-Glattgewebe. 
Es waren viele Versuche nötig bis man schließlich einen Stoff hatte der den Anforderungen entsprach. Interessanterweise gab es neben einem Teddybärmodel, auch Hasen, Katzen, Hunde und Elefanten mit dem Obermaterial Zellstoff. Im selben Zeitraum wird auch "Baumwollzellstoff" verwendet.

                              Krimmer                                                Elefant aus Krimmer (Echthaar)

Schießbaumwolle, Kunstseide (lockere chemische Faser aus Zellolose), Baumwollplüsch, (Kunst-)Seidenplüsch "Reyon", Alpakaplüsch (Kleinkamel/ ähnlich Lama/ Haar auf Baumwollgewebe) und Raustoff (ähnlich wie Flanell aber nicht weich) ihren Einsatz. Es wird nach den alten Schnitten gearbeitet und man versucht mit den ungewohnten Materialien den Qualitätsstandart zu halten. 

1937 kommen weiche Waschtiere aus Wachstuch (Ölstoff) kurzzeitig ins Programm.

Ein weiterer Krieg, der 2. Weltkrieg sorgt dafür, das wieder aufgebaute Stoffvorräte (vorallem Mohair) gänzlich ausgehen. Wieder wird eine Produktion mit Ersatzstoffen nötig. Es kommen  Tiere aus Kunstseidenplüsch (Zellulose Chemiefaser erstmalig 1938/43, letztmalig 1948/49) und Wollplüsch (bis 1953) in den Handel.  Tiere aus Reyon verkaufen sich, vorallem im Ausland schlecht, das Material ist anfällig, verschmutzt leicht und ist kaum zu reinigen.
Interessanter Weise gibt es gerade bei Tieren im Kunstseidenplüsch eine Vielzahl von Indentifikationsmerkmalen die eine Art Zeitsprung durch die Produktionsjahre aufzeigen. So gibt es den späten Vorkriegsknopf, den Blanken Nickelknopf, den den Druckschriftknopf und den Schreibschriftknopf. Auch bei den Fahnen gibt es noch die Verwendung der Altbestände so reicht sie von aus Papier bis Leinengewebe 

Gerade die Zeit nach den Weltkriegen ist was die Materialvielfalt angeht hoch interessant. Leider findet man kaum Tiere aus jener Zeit mit diesen besonderen Materialien. Sie wurden nur in geringer Auflage und einer relativ kurzen Zeitspanne gefertigt. So gelten sie als überaus selten.

 

 


Nachkriegsproduktion Spiel-Elefant in Kunstseidenplüsch 1949 auch mit VK Knopf F-I


Vorkriegsproduktion Spiel-Elefant in Kunstseidenplüsch 1938 bis 1943 mit VK Knopf F-E

beide Modelle werden regelmäßig verwechselt. Sind aber durch den veränderten Schnitt zu unterscheiden. Die Schwanzquaste ist beim Vorkriegsmodell ist Rosa.

Kleine Auswahl an Kunstseidenplüschtieren 1948/49 (Katalognachweis 1949/50). 
BildQuelle: Steiff Club Magazin

 

 

Ab 1948, nach der kriegsbedingten Produktionspause, wird wieder in Mohair und Samt gearbeitet. Filz wird nur noch für Gesichter, Ohren, Hände, Puppenkörper und als Bekleidung verwendet. Die Verwendung verschiedener Stoffkombinationen eröffnet neue Möglichkeiten.

1955 kommt dann Dralon-(plüsch Polyacrylfaser von ®Bayer) ins Programm, er wird vorallem für Cosytiere/Babytiere verwendet. Der Stoff hat den Vorteil das er vollwaschbar, weich, warm und leicht zu trocknen ist. Weitere chemische Fasern wie Crylor (lange Faser), Perlonvelour, Pelzimitation, Orlon, Syntetik Webpelz, Nerzimitation (Zweipolwebplüsch), Webplüsch, Wirkplüsch (Strickplüsch), Trevirasamt und Nickystoff (abwaschbar) finden den Weg ins Steiffprogramm. 

Heute gelten andere Spielzeugrichtlinien (schwer entflammbar, reissfest, "unkaputtbar") und somit werden auch andere Chemiefasern verwendet, Steifftiere werden immer weicher und kuschliger. Sie verlieren immer mehr an ihrer naturgetreuen Ausstrahlung, was sie für Sammler naturgetreuer Modelle eher uninteressant werden lässt.


 

 
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Update 26. Januar 2024

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